Betreff
Konsequente insektenfreundliche Grünpflege
- Bürgerantrag vom 21.03.19
Vorlage
2019/2857
Aktenzeichen
011-12-11-de
Art
Beschlussvorlage

 

Beschlussentwurf:

 

Der Ausschuss für Anregungen und Beschwerden nimmt zur Kenntnis, dass die Verwaltung die von dem Bürgerantragsteller dargestellten Maßnahmen und Aktivitäten für eine konsequente insektenfreundliche Grünpflege im Wesentlichen umsetzt und dies auch zukünftig im Rahmen der personellen und finanziellen Möglichkeiten fortführt.

 

Der Bürgerantrag wird in diesem Zusammenhang für erledigt erklärt.

 

 

gezeichnet:

Richrath

Begründung:

 

Der Petent hat sich erstmalig mit Schreiben vom 21.03.2019 an den Ausschuss für Anregungen und Beschwerden gewendet und sein Anliegen mit Schreiben vom 28.06.2019 sowie 14.07.2019 ergänzt. Das finale Schreiben vom 14.07.2019, welches alle Punkte enthält, wird als Anlage 1 zur Kenntnis gegeben.

 

Inhaltlich spricht sich der Petent für eine konsequente insektenfreundliche Grünpflege aus, die verschiedene Aspekte der Anpflanzung, Rasen- und Wiesenmahd, Weiterverwendung von Pflanzen und einer entsprechenden Informationspolitik berücksichtigen soll.

 

Aus datenschutzrechtlichen Gründen können die personenbezogenen Daten des Originalantrages nicht mit abgedruckt werden. Sie sind zur weiteren Information der Mitglieder des Ausschusses für Anregungen und Beschwerden den Sitzungsunterlagen in der nichtöffentlichen Anlage 2 beigefügt.

 

Die Verwaltung nimmt zu dem Bürgerantrag wie folgt Stellung:

 

Der Fachbereich Stadtgrün pflanzt bereits seit Jahrzehnten standortgerechte und

wenn möglich einheimische Gehölze an, die für eine Vielzahl von Organismen einen Lebensraum, Nahrung, Brutplätze und Schutz bieten. Weit über hundert Hektar Wiesen werden bereits nur ein bis zweimal im Jahr gemäht. Für einen großen Teil davon wird ein aufwändiger Balkenmäher eingesetzt. Bei einem ebenso großen Teil der Gehölzflächen (mehrere hundert Hektar) wird der Unterwuchs durch Wildkräuter nie oder nur ein bis zweimal jährlich bearbeitet, also sehr naturnah gehalten. Diese Maßnahme löst bei allen positiven Aspekten allerdings auch durchaus häufige und heftige Kritik aus der Bevölkerung aus. Klassische Wechselbeete mit gezüchteten Blütenpflanzen gibt es stadtweit nur noch auf rund 550 m² an repräsentativen Stellen, wo sie durchaus einen von der Bevölkerung nachhaltig gewünschten, ästhetischen Aspekt bedienen.

 

Die Straßenränder müssen aus Gründen der Verkehrssicherheit häufiger gemäht werden, damit hochwachsende Gräser und Kräuter nicht auf Wegeflächen ragen. Außerdem müsste hochgewachsenes Gras sonst nach dem Mähen kostspielig aufgenommen und entsorgt werden. Einzelne Blühflächen, so zum Beispiel abreifende Blumenzwiebelflächen von Krokussen und Osterglocken, werden seit jeher – teilweise bis in die Sommermonate – stehengelassen. Bei aller Rücksichtnahme auf ökologische Belange muss die Nutzbarkeit von Rasenflächen in Grünanlagen für die Aufenthaltsbedürfnisse der Bevölkerung gewährleistet bleiben, indem sie häufiger (zwölf- bis sechzehnmal jährlich) gemäht werden. Die Rasenmahd orientiert sich demnach an der Funktion der Flächen.

 

Die Technischen Betriebe der Stadt Leverkusen AöR (TBL) sind weder für die Bepflanzung noch für das Mähen der städtischen Grünflächen zuständig.

 

Durch die seit Jahrzehnten praktizierte extensive Pflege der Anlagen wachsen unter Sträuchern und auf Baumscheiben schon immer zahlreiche Nährpflanzen für Larven von Insekten, z. B. Schafgarbe, Giersch, Scharbockskraut, Schneeglöckchen, Labkraut, Ehrenpreis, Wiesenkerbel, wilde Möhre, Brennnessel und Gundermann, um nur einige zu nennen. Ein gezieltes Ausbringen derartiger Pflanzen ist nicht erforderlich und würde ökologisch keinerlei Verbesserung gegenüber dem Status quo erzielen. Zu beachten ist auch, dass bei jeder Einsaat der dort stehende, an den Standort angepasste, natürliche Bewuchs entfernt werden muss.

 

Auf den vergleichsweise wenigen und meist kleinräumigen städtischen Grünflächen ist ein auch nur annähernder Ausgleich für die Folgen der intensiven Landwirtschaft und der Flächenverluste durch Bebauung und Versiegelung kaum zu schaffen.

 

Im Rahmen des „Leitbilds Grün“ wurden dem NaturGut Ophoven finanzielle Mittel zur Projektumsetzung „Insektenschutz in Leverkusen – nachhaltig und ganzheitlich“ bereitgestellt. Das NaturGut Ophoven als Kompetenzzentrum für nachhaltige Bildung in der Stadt verfügt über die idealen Ressourcen zur Erreichung neuer Zielgruppen und Erweiterung der nachhaltigen Bildungsarbeit durch große Motivations- und Informationskampagnen. Eine intensive Einbindung der Bürgerinnen und Bürger, verbunden mit Informations- und Beratungsangeboten, soll motivieren und die Handlungsbereitschaft erhöhen. Die einzelnen Projektbausteine gehen auf das Thema Öffentlichkeitsarbeit ein und verfolgen die Verstärkung der Informationsbereitstellung und der Kommunikation mit Bürgern, Unternehmen, Kommunen und lokalen Akteuren zum Klimaschutz.

 

Möglichkeiten des Insektenschutzes im eigenen Garten werden – auch durch Informationsstände – präsentiert. Exemplarische Blühangebote, Nistmöglichkeiten für holz- und bodenbrütende Wildbienen in Bildungseinrichtungen sollen entstehen. Fortbildungen für Erzieherinnen und Erzieher und Pädagoginnen und Pädagogen zum Thema “Insekten sowie Artenvielfalt und Förderung in Leverkusen” sind vorgesehen.

 

Darüber hinaus werden gut nutzbare Projektseiten auf der Homepage des NaturGut Ophoven mit Vernetzungen zu den lokalen Naturschutzverbänden aufgebaut und gepflegt. Zudem werden laufende und umgesetzte Aktionen stetig im Rahmen des Internetauftrittes, durch Pressemitteilungen sowie Social Media veröffentlicht.

 

An der Doktorsburg wurde im letzten Jahr die Fläche der Wechselbepflanzungen verkleinert und durch langlebige, insektenfreundliche Blütenstauden wie Astern, Sonnenhut und Mädchenauge ersetzt. Bei der Umwandlung werden die Kriterien des Kienbaum Gutachtens berücksichtigt. Klassische Wechselbeete findet stadtweit nur noch an circa 550 m² statt und entspricht nur 0,001 Prozent der gesamten Grünfläche.

 

Darüber hinaus wird die Stadtverwaltung im Rahmen der diesjährigen Umweltbörse gemeinsam mit dem NaturGut Ophoven und den Naturschutzverbänden über die Notwendigkeit des Insektenschutzes informieren. Bürgerinnen und Bürger können sich fachlich über das Anlegen von Blühwiesen im heimischen Garten beraten lassen oder auch Tipps für geeignetes Saatgut sowie Bezugsquellen von Stauden und einheimischen Sträuchern einholen.

 

Aus Sicht der Verwaltung wird den im Bürgerantrag dargestellten Punkten und Aspekten im Wesentlichen bereits entsprochen. Die bisherigen dargestellten Maßnahmen und Aktivitäten werden auch zukünftig auf ihre zielführende Wirkung im Einzelfall und im Gesamtkontext überprüft und im Rahmen der personellen und finanziellen Möglichkeiten fortgeführt.