Rh. Dr. Mende gibt folgenden Wortbeitrag zu Protokoll:
Meine Sehr geehrten Damen und Herren
Bündnis 90/Die Grünen, CDU, FDP und Freie Wähler fordern
die Stadt Leverkusen per Antrag auf, ein neues Haushaltssicherungskonzept zu
erarbeiten, das die Stadt Leverkusen aus dem Nothaushalt entlässt und einen
ausgeglichenen Haushalt innerhalb den nächsten 10 Jahren erreicht.
In der Antragsbegründung konkretisieren die Antragsteller
ihre Zeitvorstellung und halten einen Haushaltsausgleich ab dem Jahr 2018/2019
möglich.
Dazu möchte ich zunächst an den Bericht von Herrn
Stadtkämmerer Häusler aus der letzten Finanzausschusssitzung am 23. Mai 2011
erinnern. Im Zuge seiner Ausführungen zum Jahresergebnis 2010 hat er bereits
die Aufstellung eines Haushaltssicherungskonzeptes 2012, das den Ausstieg aus
dem Nothaushalt ermöglicht, als sein Ziel für den Haushaltsentwurf angekündigt.
Sie können das auf den Folien nachlesen, die dem Protokoll dieser Sitzung
beigefügt waren.
Insoweit ist Ihr Antrag also nichts Neues.
Ich gehe davon aus, dass es grundsätzlich das Ziel jeder
Stadt ist, die sich im Nothaushalt befindet, so schnell wie möglich einen
Haushaltsausgleich zu erreichen.
Bisher setzte der Gesetzgeber den Städten dafür eine
maximale Frist von fünf Jahren. Erfreulicherweise hat die rotgrüne
Landesregierung erkannt, dass die Dauer der notwendigen Konsolidierungsprozesse
den Finanzplanungszeitraum in vielen Fällen überschreiten wird, und deshalb die
Gemeindeordnung geändert.
Insoweit fordert auch dieser Antrag nur Selbstverständlichkeiten
ein, die jeder verantwortungsvoll handelnde Kämmerer ohnehin berücksichtigt.
Für die Forderung der Antragsteller nach einem
ausgeglichenen Haushalt gelten zwei Weisheiten: „ Papier ist geduldig“ und „
Leichter gesagt als getan“.
Deshalb bleiben die Jamaicaner außer dem unverbindlichen
Bekenntnis, weiterhin einen strikten Konsolidierungskurs umsetzen zu wollen,
jedweden Ansatz schuldig, wie das Ziel erreicht werden soll.
Stattdessen steuert die
Wieder einmal erwecken Sie den falschen Eindruck, als sei
ein Haushaltsausgleich aus eigener Kraft zu schaffen. Das legt die Vermutung
nahe, dass Sie Ausführungen, die Prof. Junkernheinrich zu Haushaltsausgleich
und Schuldenabbau am 30. März im Ratssaal vorgetragen hat, nicht verstanden
haben.
Denn um einen ausgeglichenen Haushalt zu schaffen, sind
nicht nur eigene Anstrengungen nötig. Auch die so genannten Rahmenbedingungen
müssen sich ändern als da beispielhaft wären:
1) Eine
höhere Finanzbeteiligung des Bundes – da reicht die inzwischen zugesagte
schrittweise Beteiligung an der Grundsicherung keineswegs aus und kann
bestenfalls als erster Schritt verstanden werden, dem weitere folgen müssen;
2) Das
Land muss über das hinaus, was die rot-grüne Landesregierung schon mehr leistet
als die Vorgängerregierung, weitere Finanzhilfen gewähren und den kommunalen
Finanzausgleich umstrukturieren;
3) Finanzstarke
Gemeinden müssen den Schwachen helfen.
Nun aber einige Fakten zu den eigenen Anstrengungen: Der
Haushalt 2011 der Stadt Leverkusen, mit der Jamaica+Mehrheit im Februar bereits
beschlossen, ist noch immer nicht von der Bezirksregierung geduldet. Im
Gegenteil, am kommenden Montag muss der Haushaltsbeschluss auf Anforderung der
Aufsichtsbehörde nachgebessert werden.
Der von Ihnen beschlossene Haushalt 2011 sieht ein Minus
von über 100 Millionen € vor, Maßnahmen aus dem Haushaltssicherungskonzept für
2011 bereits eingeschlossen.
Für die nächsten Jahre prognostiziert die Finanzplanung
folgende originäre Jahresergebnisse:
2012: -
83 Millionen €
2013: -
88 Millionen €
2014 -
90 Millionen €
Selbst wenn ich wegen einer über die gesamte Zeit
günstigen Konjunktur und einer strengen Haushaltsdisziplin durch Stadtkämmerer
Rainer Häusler unterstelle, dass es etwa wie im abgelaufenen Jahr gelänge,
diese geplanten Defizite zu halbieren, ist jeder einzelne dieser Haushalte noch
Lichtjahre von einem Ausgleich, von einer schwarzen Null, entfernt.
In diesem Zusammenhang eine Bemerkung zum
Haushaltssicherungskonzept 2011 ff.. Viele Einzelmaßnahmen, etwa die bereits in
den Haushaltsplan eingerechnete Einsparung von 170 Stellen in der
Stadtverwaltung oder die Annahmen zu Finanzhilfen des Landes von fast 34
Millionen € bis 2015, sind aber noch keinesfalls in trockenen Tüchern.
Zu diesem Thema in Ihre Erinnerung rufen darf ich eine
Anfrage der
Um überhaupt in die Nähe eines Haushaltsausgleichs zu
kommen, müsse der Personalabbau ab 2016 noch weiter verschärft werden, die
Grundsteuer um 100 Punkte steigen, die Gewerbesteuer um 110 Punkte, alle
übrigen städtischen Gebühren um 10 Prozent. Außerdem müssen die städtischen
Töchter mehr Geld an die Stadt ausschütten. Da selbst das alles noch nicht
reicht, muss zusätzlich über den ganzen Haushalt und aus kommunalen
Kooperationen städtischer Aufwand reduziert werden.
Angesichts dieser harten Fakten, Zahlen und Aussichten
mit unverbindlichen Worten und allgemeinen Phrasen per Ratsantrag mal soeben
einen Haushaltsausgleich für 2018 einzufordern, ist deshalb in hohem Maße
unseriös.
Aus diesen Gründen wird sich die
Im Ziel, nämlich originär ausgeglichenen Haushalt, sind
wir uns einig. Allerdings kommen wir mit Ihrem Antrag diesem Ziel keinen
Millimeter näher- im Gegenteil verkennt er die Schwere der Aufgabe.
Beschlussempfehlung an den Rat:
Wie Antrag
dafür: 12 (6 CDU, 2 BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, 2 FDP,
1 Freie Wähler OWG-UWG, 1 OP)
dagegen: 4 ( 2 BÜRGERLISTE, 1 pro NRW, 1 DIE LINKE)
Enth.: 5 (