Die Tagesordnungspunkte 11.1 (Bürgerantrag Nr. 2023/2396) und 11.2 (Vorlage Nr. 2023/2400) werden gemeinsam beraten.
Rf. Arnold (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) beantragt, die beschlossene Auflösung der KulturStadtLev auf den 31.12.2024 zu verschieben.
Herr Oberbürgermeister Richrath gibt folgende Erklärung ab:
„Die Ratsvorlage
Nr. 2023/2400 „Neuordnung der Kultur der Stadt Leverkusen - Reintegration der
KulturStadtLev (KSL) in die Kernverwaltung" wurde vom Verwaltungsvorstand
in die heutige Ratssitzung zur Beratung und Beschlussfassung eingebracht. Hintergrund
ist der enorme Zeitdruck, der mit dem Beschluss des Rates vom 30.03.2023 zur
Auflösung der KSL einhergeht.
Gemäß dem
vorgenannten Ratsbeschluss ist die KSL bereits mit Ablauf des Jahres aufzulösen
und zum 01.01.2024 in die Kernverwaltung zu überführen.
Im Vorfeld dieser
Reintegration der eigenbetriebsähnlichen Einrichtung KSL in die Kernverwaltung
sind zahlreiche und umfassende Verwaltungsarbeiten zu erledigen. Diese sind
exemplarisch in der für die heutige Sitzung vorgelegten Verwaltungsvorlage
aufgelistet. Zuvorderst sind dies Arbeiten, um einen nahtlosen Übergang der
Auszahlung der Gehälter und Besoldungen der KSL-Mitarbeitenden zu
gewährleisten. Ebenso gilt es, in mühsamer Kleinarbeit den Wirtschaftsplan der
KSL in den Haushalt der Stadt Leverkusen zu überführen, um im neuen Jahr die
bestehenden Kulturbudgets in Anspruch nehmen zu können.
Zum Änderungsantrag
der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN möchte ich auf Folgendes hinweisen: Dieser
wurde inhaltsgleich bereits in der Sitzung am 30.03.2023 diskutiert und
mehrheitlich abgelehnt. Die Verwaltung war daher angehalten, die politische
Entscheidung umzusetzen. Die heute vorliegende Vorlage ist das Ergebnis der
politischen Entscheidung. Sie ist im Vertrauen auf den Bestand der politischen
Entscheidung erfolgt.
Heute appelliere
ich auch als Personaldezernent an Sie. Denn nicht nur die Verwaltung, sondern
auch die Mitarbeitenden vertrauen auf diese politische Entscheidung. Ein „Hin
und Her“ ist für die Mitarbeitenden unzumutbar.
Daher ist eine
Entscheidung zur organisatorischen Verortung der heutigen KSL ab dem 01.01.2024
in der Kernverwaltung zwingend geboten. Andernfalls kann ein reibungsloser
Übergang von KSL zur Kernverwaltung nicht gewährleistet werden.
Zur Verortung
innerhalb des Dezernates I – Oberbürgermeister:
Der
Verwaltungsvorschlag sieht vor, den heutigen Teilbetrieb „Stadtarchiv“ als
Stabsstelle bei der Fachbereichsleitung 18 – Kultur und Stadtmarketing zu
verorten. Selbiger organisatorischer Vorschlag wird für den heutigen
Teilbetrieb „Schloss Morsbroich“ unterbreitet.
Der große Vorteil
dieser Anbindung ist – wie in der vorgelegten Ratsvorlage ausgeführt –, dass
der Verwaltungsbereich des Fachbereiches 18 die übergeordneten
Verwaltungsaufgaben für die angegliederten Stäbe übernimmt. Dieser Gedanke
folgt der Intention des Ratsbeschlusses zur Auflösung der KSL, die heutigen
Teilbetriebsleitungen von Verwaltungsaufgaben zu entlasten. Vielmehr sollen
sich die heutigen Teilbetriebsleitungen künstlerisch und kulturell frei und
kreativ entfalten und entwickeln (à „weniger Verwaltung, mehr Kultur“).
Mit der von der
Verwaltung vorgeschlagenen Organisationsstruktur wird eine Reintegration der
KSL in die Kernverwaltung bereits zum 01.01.2024 ermöglicht. Künftige
Änderungen bleiben selbstverständlich vorbehalten – an dieser Stelle verweise
ich auf die in der Verwaltungsvorlage gleichsam vorgelegte Empfehlung, nach 12
Monaten eine Evaluation vorzunehmen.
Diese Evaluation
bezieht sich selbstverständlich nicht nur auf das Dezernat IV von Herrn
Stadtdirektor Adomat, sondern auf den gesamten Verwaltungsvorschlag und somit auch
auf die organisatorische Verortung innerhalb des Dezernates I.
Bezogen auf den Prozess
vom „Teilbetrieb Stadtarchiv“ zum „Institut für Stadtkultur und
Stadtgeschichte“ hat der Rat die Bedeutung dieses Prozesses mit seinen separaten
Beschlüssen zur Einrichtung und Besetzung der Kommission sehr deutlich gemacht.
Hier erfolgt eine separate und fokussierte Bearbeitung unter aktiver Einbindung
der politischen Vertreterinnen und Vertreter in der Kommission.
Vor diesem
Hintergrund wird der Rat mit zunehmendem Prozessfortschritt und
Entwicklungsstand zur Gründung des Instituts erforderliche und wegweisende
Beschlüsse fassen.
Ein Abwarten dieser
Meilensteine war und ist jedoch nicht möglich, weil die KSL gemäß Ratsbeschluss
vom 30.03.2023 bereits zum Jahresende aufzulösen ist – und es keinen
„Schwebezustand“ geben kann.“
Herr Stadtdirektor
Adomat erklärt, dass die Erwartung der Mitarbeitenden der KSL ist, dass der
Beschluss des Rates vom 30.03.2023 entsprechend umgesetzt wird. Es wäre
faktisch nicht mehr möglich, den Beschluss zurückzunehmen, da ein neuer
Wirtschaftsplan für das Jahr 2024 nicht mehr rechtzeitig erstellt werden
könnte. Außerdem wurden bereits entsprechende Vorbereitungen zum Übergang von
Teilen der KSL zum Baudezernat sowie zum Stellenplan getroffen. Das Ziel laute
nun, den Übergang erfolgreich zu vollziehen.
Herr Stadtkämmerer Molitor weist darauf hin, dass die Verwaltung nach dem Beschluss im März in allen betroffenen Bereichen mit entsprechenden Vorarbeiten begonnen hat. Außerdem wurden Gutachter und Wirtschaftsprüfer beauftragt, die Auflösung zu begleiten. Zudem sind IT-Verfahren umzustellen und 200 Mitarbeitende in die Personalverwaltung zu integrieren.
Eine Verschiebung der Auflösung um ein Jahr würde die Umsetzung von Kultur im Jahr 2024 faktisch unmöglich machen.
Er erklärt, dass die Aufstellung eines Wirtschaftsplans für das Jahr 2024 ebenfalls nicht mehr möglich wäre.
In Bezug auf das Defizit der KSL erläutert Herr Stadtkämmerer Molitor, dass der komplette Wirtschaftsplan der KSL einschließlich dieses Defizits in den städtischen Haushalt übernommen wurde. Das Defizit hätte nur noch im Jahr 2024 aus den Rücklagen der KSL finanziert werden können, anschließend wäre dies aus dem städtischen Haushalt zu finanzieren gewesen.
Rh. Pott (OP) beantragt geheime Abstimmung über den von Rf. Arnold (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) gestellten Antrag auf Verschiebung der Auflösung der KSL auf den 31.12.2024.
Rh. Rees (Klimaliste Leverkusen) stellt im Verlauf der Diskussion einen Antrag auf Schluss der Debatte.
Herr Oberbürgermeister Richrath lässt über den Antrag auf Schluss der Debatte abstimmen.
dafür: 9 (1 CDU, 1 BÜRGERLISTE, 3 AfD, 1 FDP, 1 DIE LINKE, 1 Klimaliste Leverkusen, 1 Aufbruch Leverkusen)
dagegen: 34 (1 OB, 9 CDU, 10 SPD, 8 BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, 2 BÜRGERLISTE, 2 OP, 1 FDP, 1 parteilos)
Enth.: 5 (3 CDU, 1 BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, 1 FDP)
Damit ist der Antrag auf Schluss der Debatte abgelehnt.
Rh. Rees (Klimaliste Leverkusen) beantragt, die Punkte des Beschlussentwurfes der Verwaltungsvorlage Nr. 2023/2400 einzeln abzustimmen.
Herr Oberbürgermeister Richrath lässt zunächst über den Antrag von Rh. Pott (OP) abstimmen, über den von Rf. Arnold (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) gestellten Antrag auf Verschiebung der Auflösung der KSL auf den 31.12.2024 geheim abzustimmen.
dafür: 14 (1 CDU, 9 BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, 2 OP, 1 DIE LINKE, 1 Klimaliste Leverkusen)
dagegen: 36 (OB, 13 CDU, 11 SPD, 3 BÜRGERLISTE, 3 AfD, 3 FDP, 1 Aufbruch Leverkusen, 1 parteilos)
Damit ist das für eine geheime Abstimmung erforderliche Quorum von elf Stimmen erreicht.
Herr Oberbürgermeister Richrath lässt über den Antrag von Rf. Arnold (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) daraufhin geheim abstimmen.
Für die geheime Wahl werden vom Rat folgende Stimmzähler*innen benannt:
Rf. Nowack (CDU), Rh. Fraustadt (SPD), Rh. Kühl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und Rh. Adams (OP).
Nach Abschluss der Abstimmung verkündet Herr Oberbürgermeister Richrath das Ergebnis:
abgegebene Stimmen: 50
ungültige Stimmen: 0
gültige Stimmen: 50
dafür: 21
dagegen: 27
Enth.: 2
Damit ist der Antrag abgelehnt.
Anschließend lässt Herr Oberbürgermeister Richrath über den Bürgerantrag Nr. 2023/2396 abstimmen.
Beschluss:
Wie Bürgerantrag
dafür: 7 (1 CDU, 3 BÜRGERLISTE, 1 DIE LINKE, 1 Klimaliste Leverkusen, 1 Aufbruch Leverkusen)
dagegen: 37 (13 CDU, 11 SPD, 9 BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, 3 FDP, 1 parteilos)
Enth.: 5 (2 OP, 3 AfD)
Damit ist der Bürgerantrag abgelehnt.
Daraufhin lässt Herr Oberbürgermeister Richrath über den Antrag von Rh. Rees (Klimaliste Leverkusen), die Punkte des Beschlussentwurfes der Verwaltungsvorlage Nr. 2023/2400 einzeln abzustimmen, abstimmen.
dafür: 2 (1 Klimaliste Leverkusen, 1 Aufbruch Leverkusen)
dagegen: 45 (OB, 14 CDU, 11 SPD, 9 BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, 3 BÜRGERLISTE, 3 AfD, 3 FDP, 1 parteilos)
Enth.: 3 (2 OP, 1 DIE LINKE)
Damit ist der Antrag abgelehnt.
Abschließend lässt Herr Oberbürgermeister Richrath über die Verwaltungsvorlage Nr. 2023/2400 abstimmen.
1. Der Rat der Stadt Leverkusen nimmt die verwaltungsinterne Projektstruktur zur Umsetzung des Ratsbeschlusses vom 30.03.2023 zum Antrag Nr. 2023/2114 „Neuordnung der Kultur der Stadt Leverkusen“ zur Kenntnis.
3. Der Rat der Stadt Leverkusen nimmt zur Kenntnis, dass die
Verwaltung die Neuordnung der Kultur nach Auflösung der eigenbetriebsähnlichen
Einrichtung KulturStadtLev zum 31.12.2023 durch Reintegration in die
Kernverwaltung zum 01.01.2024 in folgender Struktur vornimmt:
Dezernat I: Bildung des Fachbereiches 18 „Kultur und Stadtmarketing“ mit den
Stabsstellen Museum Morsbroich und Institut für Stadtkultur und Stadtgeschichte
(heute: Stadtarchiv);
Dezernat IV: Bildung der vier Stabsstellen Volkshochschule, Musikschule, Stadtbibliothek
und Jugendkunstgruppen mit Angliederung an den Dezernenten;
Dezernat V: Bildung einer neuen Abteilung „Gebäudemanagement Kultur“ im
Fachbereich Gebäudewirtschaft.
Beschluss:
2. Der Rat der Stadt Leverkusen hebt seinen Beschluss vom 30.03.2023 zum Antrag Nr. 2023/2114, Beschlusspunkt 2, zur Einrichtung eines eigenständigen Fachbereiches „Weiterbildung und Außerschulische Bildung“ im Dezernat IV aus den in der Vorlage dargelegten Gründen auf.
4. Der Rat der Stadt Leverkusen beauftragt die Verwaltung, über den Projektfortschritt in regelmäßigen Abständen Bericht zu erstatten. Notwendige politische Entscheidungen sollen anlassbezogen mit zunehmendem Projektfortschritt und Projektstand eingeholt werden.
5. Der Rat der Stadt Leverkusen beauftragt die Verwaltung, nach 12 Monaten eine Evaluation vorzunehmen. Über das Ergebnis der Evaluation und daraus abgeleitete Maßnahmen ist Bericht zu erstatten.
dafür: 31 (OB, 11 SPD, 12 CDU, 3 AfD, 3 FDP, 1 parteilos)
dagegen: 16 (1 CDU, 9 BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, 3 BÜRGERLISTE, 2 OP, 1 Klimaliste Leverkusen)
Enth.: 3 (1 CDU, 1 DIE LINKE, 1 Aufbruch Leverkusen)
Herr Oberbürgermeister Richrath unterbricht die Sitzung für eine Pause.