Der Antragstellerin, Frau Brigitte von Bonin, wird einstimmig Rederecht gewährt. Sie bittet, Ihren Wortbeitrag zu Protokoll zu nehmen:

 

Beschluss:

 

Wie Bürgerantrag

 

dafür:           2  (1 Klimaliste Leverkusen, 1 parteilos)

dagegen:   14  (5 CDU, 5 SPD, 1 BÜRGERLISTE, 1 OP, 1 AfD, 1 FDP)

Enth.:           3  (3 BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

 

Damit ist der Bürgerantrag mehrheitlich abgelehnt.


Sehr geehrte Damen und Herren!

Wir alle wollen doch auch noch in 10 Jahren in Leverkusen leben können, ohne dass Hitze und Abgase unsere Gesundheit, extreme Dürre einerseits und Überschwemmungen andererseits unser Lebensumfeld zerstören! 60 000 hitzebedingte Todesfälle in Europa, davon 8000 in Deutschland wurden 2022 registriert! Wir beklagen die drei heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen auch in Leverkusen mit Temperaturen über 40 Grad. Sie haben städtischerseits zwar Konzepte zu Mobilität und Klima verfasst, neue Fachbereiche etabliert und Fördertöpfe für die Bürgerschaft zu Fassadengrün und Fotovoltaik vorgesehen, die wichtige „Grünsatzung“ aber liegt auf Eis, weil politisch offenbar noch sehr umstritten! Seit die Stadt Leverkusen 2019 den Klimanotstand ausgerufen hat, ist allerdings kaum etwas Substanzielles in Richtung „Schwammstadt“ passiert.

1. Es liegt kein offizielles innerstädtisches Entsiegelungskonzept vor.

2. Es bleibt bei unverbindlichen Appellen gegen Schottergärten.

3. Das wertvolle Niederschlagswasser verschwindet größtenteils im Abwasserkanalsystem.

4. 35 % der Stadt sind versiegelt, ginge die Bebauung so weiter, wäre zwischen 2040 und 2060 die ganze Stadt zu.

5. Der Grundwasserspiegel sinkt bedrohlich trotz Starkregen und Überflutungen, weil die verkarsteten und versiegelten Böden das Wasser kaum mehr aufnehmen können.

6. Innerstädtisch fehlen Grünbereiche und Baumbestand, die im Sommer erwiesenermaßen die Temperaturen um mehrere Grad senken können.

7. Es sind nur 10 % Waldfläche und viel zu wenig Naturschutzgebiete vorhanden.

 

All diese Fakten fordern doch nur eine klare Konsequenz:

Leverkusen so schnell wie möglich und mit allen probaten Maßnahmen zur „Schwammstadt“ zu entwickeln! Nun überlassen Sie aber tatsächlich den bauwilligen Investoren das Feld, die natürlich vorrangig ihren Profit und nicht das Gesamtwohl der Stadt im Auge haben. Vier z.T. beschlossene Großprojekte liegen uns vor: Montanus Zentrum, das Postgelände, der Riegel Wöhlerstraße und die City C, zeitgleich wird auch die Neue Bahnstadt weitergebaut, und vor allem anderen werden die gigantischen Erweiterungen von A1 und A3 mitten durch die Stadt alle Versiegelungsrekorde brechen!

Immerhin bitten Sie die Investoren bei dem jüngsten Projekt Wöhlerstr. um Berücksichtigung des Schwammstadtgedankens …. Aber wo stehen die einzufordernden Lösungen??? Keines der Großprojekte hat offenbar konkrete Auflagen dazu im Vorfeld erhalten. Warum wird nicht eine informative Bürgerversammlung zur Stadtmitteplanung einberufen? Zu viele Fragen sind doch noch offen!

Wo liegen die seriösen Bedarfsermittlungen für die Vielzahl neuer Büroetagen, zumal schon an die 30% im Homeoffice arbeiten, Tendenz steigend… Sind zwei neue Hotels im Zentrum überhaupt noch sinnvoll?

Ist vorgesehen, das Niederschlagswasser unter den Bauwerken versickern zu lassen und damit Grünanlagen zu versorgen? Wäre es nicht sinnvoll, die Hälfte der Bebauung weg zu lassen und klimagünstige Pocketparks anzulegen, und z.B. den 52m-Turm Wöhlerstr., der die Durchlüftung von Westen blockiert, wegzulassen?

Diese ganze Fassade kann im Übrigen gar nicht begrünt werden, weil sie komplett aus Fenstern besteht!

Die CityC könnte allerdings wirklich zu einem zukunftsfähigen Wohnquartier entwickelt werden: sozialverträglich, klima- und - familienfreundlich!

Liebe Frau Deppe: Dieses presseöffentliche Statement von Ihnen: „Nicht alle Bürger wollen Grün vor ihren Häusern“ möchte ich doch zum Schluss nicht unwidersprochen lassen: O doch! So viel Grün wie möglich brauchen wir vor unseren Häusern, wenn wir gesund bleiben wollen!

 

Brigitte von Bonin