Beschlussentwurf:
Der Installation eines neuen Verkehrsrechners für Lichtsignalanlagen wird zugestimmt.
gezeichnet:
In Vertretung
Richrath Deppe
Begründung:
Ausgangslage
Mit der Vorlage „Umbau von Räumen in der Musikschule mit Einbau eines Verkehrsrechnersystems“, Nr. R 54 / 13. TA, beschloss der Rat der Stadt Leverkusen am 11.12.1989 die Errichtung und den Einsatz eines Verkehrsrechners für Lichtsignalanlagen (LSA) als Ersatz für die zu diesem Zeitpunkt veraltete und nicht mehr erweiterungsfähige Relaiszentrale. In diesem Zusammenhang sollten auch die an den einzelnen lichtsignalgeregelten Knotenpunkten vorhandenen und ebenfalls veralteten Steuergeräte gegen moderne mikroprozessorgesteuerte Geräte ausgetauscht werden.
Als erste Maßnahmen wurden daraufhin die beiden Verkehrsrechner der Signalbaufirmen Siemens AG und SWARCO Traffic Systems (vormals Signalbau Huber) aufgebaut und 1992 in Betrieb genommen. Bis in das Jahr 2006 wurden insgesamt 128 Lichtsignalanlagen an die beiden Verkehrsrechner angeschlossen. Hintergrund der langen Bearbeitungszeit war, dass parallel zum Anschluss der LSA auch der straßenbauliche Umbau vieler Knotenpunkte, zum Teil auch in Kreisverkehre, erfolgte, um die Leistungsfähigkeit und die Sicherheit des Straßenverkehrsnetzes zu erhöhen.
Mit der Inbetriebnahme der beiden Verkehrsrechner wurde die Möglichkeit geschaffen, alle angeschlossenen Lichtsignalanlagen zu überwachen sowie die Protokollierung und Speicherung sämtlicher Daten zu Meldungen von Ausfällen, Rotlichtdefekten, Störungen der Anforderungsmodule wie Fußgängertaster oder im Boden eingebaute Induktionsschleifen zu gewährleisten. Zudem konnten zur Beeinflussung des Verkehrsablaufes Änderungen an Signalprogrammen durchgeführt werden. Weiterhin wurde die Möglichkeit der Darstellung des aktuellen Ist-Zustandes (Online-Signalplan) jeder am Verkehrsrechner angeschlossenen Lichtsignalanlage am Verkehrsingenieurarbeitsplatz geschaffen.
Zudem können seitdem zentral vom Verkehrsrechner aus die verschiedenen Sonderprogramme für LSA-Schaltungen eingesetzt werden; hierbei sind vor allem die Signalprogramme zu den Heimspielen von Bayer 04 Leverkusen zu nennen. Zusammengefasst kann gesagt werden, dass ein moderner Verkehrsrechner für die sichere und leistungsfähige Abwicklung des Kfz-, ÖPNV-, Fuß- und Radverkehrs in einer Großstadt erforderlich ist.
Derzeitige Situation
Die beiden
zurzeit im Stadtgebiet eingesetzten und inzwischen fast 25 Jahre alten Verkehrsrechner
werden mittlerweile von den oben genannten Signalbaufirmen nicht mehr hergestellt
und aufgebaut, da diese bereits neue Systeme entwickelt haben. Dies macht sich
besonders bei der Beschaffung defekter Bauteile bemerkbar, da hier praktisch
nur noch gebrauchte Ersatzbauteile zur Verfügung stehen. Die zuverlässige
Ersatzteilbeschaffung und somit der laufende Betrieb der Verkehrsrechner sind
in absehbarer Zeit nicht mehr sichergestellt.
Aus Sicht der Verwaltung können daher die vorhandenen Verkehrsrechner die Anforderungen an ein modernes System nicht mehr erfüllen und bergen inzwischen die Gefahr eines kompletten Ausfalls mit den entsprechenden längerfristigen Störungen im städtischen Verkehrsablauf. Daher sollte eine Umrüstung auf einen neuen Verkehrsrechner erfolgen.
Gutachten zur Umrüstung des Verkehrsrechnersystems
Vor diesem
Hintergrund wurde das Ingenieurbüro „TSC Beratende Ingenieure für Verkehrswesen“
vonseiten der Stadt beauftragt, Möglichkeiten aufzuzeigen, das veraltete
Verkehrsrechnersystem zu ertüchtigen. Dabei hatte das Gutachten die Aufgabe,
verschiedene Varianten zur Umrüstung aufzuzeigen und anhand der Kriterien:
·
voraussichtliche
Investitionskosten des Verkehrsrechners,
·
voraussichtliche
Investitionskosten der LSA-Anschlüsse an den Verkehrsrechner,
·
Kosten
für Unterhaltung und Wartung,
·
Ausbaumöglichkeiten
für weitergehende Verkehrsmanagementaufgaben sowie
·
Bedienkomfort
zu begutachten.
Vonseiten der
Stadt wurden folgende Qualitätskriterien vorgegeben:
- Der zukünftige Verkehrsrechner muss eine sogenannte
OCIT-Outstation-Schnittstelle (OCIT-O) besitzen. Damit ist gewährleistet,
dass bei Erneuerungen bzw. beim Austausch von LSA kein bestimmter
Hersteller notwendig ist und ein Wettbewerb zwischen den einzelnen
Signalbaufirmen entsteht.
- Der zukünftige Verkehrsrechner muss in der Lage sein, alle bisher
angeschlossenen LSA ebenfalls wieder anschließen zu können, da ansonsten
kurzfristig einmalige Investitionskosten für die Umrüstung im
siebenstelligen Eurobereich anfallen würden.
Die nachfolgend
beschriebenen Varianten und Untervarianten wurden nach folgenden Kriterien und
der entsprechenden Wichtung beurteilt (siehe Anlage 1: Bewertung der
Varianten):
- Investitionskosten Verkehrsrechner (20 %),
- Investitionskosten LSA (30 %),
- offener Systemaufbau (10 %),
- zukünftige Investitionssicherheit (10 %),
- Ausbaumöglichkeiten (10 %),
- Wartungs- und Unterhaltungskosten (10 %) sowie
- Bedienungskomfort (10 %).
Variante 1:
Installation eines neuen Verkehrsrechners als Ersatz der beiden bestehenden
Verkehrsrechner
Hierbei werden
die beiden bestehenden Verkehrsrechner vollständig durch einen neuen Verkehrsrechner,
der die geforderte OCIT-O-Schnittstelle besitzt, ersetzt. Die vorhandenen LSA
vor Ort müssen zusätzlich mit einer neuen Schnittstelle zum OCIT-O ausgerüstet
werden. Die Kosten für den neuen Rechner sowie die erforderliche Umrüstung der
Anlagen liegt bei 3,573 Mio. Euro.
Bei der Variante
1a wird ebenfalls der Verkehrsrechner vollständig ersetzt und zusätzlich die
Möglichkeit geschaffen, die bestehenden Anlagen der Firma SWARCO ohne Umrüstung anzuschließen. Die Kosten
hierfür liegen bei 1,249 Mio. Euro.
Die Variante 1b
sieht einen neuen Verkehrsrechner mit einer Integration der
Siemens-Schnittstellen vor und somit den direkten Anschluss der überwiegend im
Stadtbezirk II stehenden Siemens-Anlagen. Laut Kostenschätzung liegt diese
Variante bei 2,908 Mio. Euro.
Die Variante 1c
sieht neben dem neuen Rechner eine Berücksichtigung beider Schnittstellen zu
den SWARCO und Siemens-Anlagen vor und somit die geringsten
Umrüstungskosten der vorhandenen Anlagen. Die Kosten bei dieser Variante liegen
bei 0,584 Mio. Euro.
Die
Untervarianten 1a - 1c sind in Deutschland bereits mehrfach zur Ausführung
gekommen, z. B. in der Stadt Solingen.
Variante 2: Installation
eines neuen Verkehrsrechners mit Integration der beiden bestehenden
Verkehrsrechner
Hierbei werden
die beiden bestehenden Verkehrsrechner nicht vollständig durch einen neuen
Verkehrsrechner ersetzt. Vielmehr werden einzelne Komponenten des vorhandenen
Verkehrsrechners zu sogenannten Datenkonzentratoren umgebaut und in einer
reduzierten Form weiterverwendet; die Verbindung zum neuen Verkehrsrechner, der
die geforderte OCIT-O Schnittstelle besitzt, läuft über ein sogenanntes
Gateway. Die Varianten 2a, 2b und 2c unterscheiden sich wie bei der Variante 1
dahin gehend, welche Teilsysteme der vorhandenen Siemens und SWARCO-Anlagen
auf die Funktion eines
Datenkonzentrators reduziert werden sollen. Da die beiden bestehenden
Verkehrsrechner hierbei weiterhin in reduzierter Form betrieben werden, besteht
nach wie vor das Problem der Ersatzteilbeschaffung.
Die Variante 2a mit der Berücksichtigung der SWARCO-Schnittstellen liegt laut Kostenschätzung bei 1,285 Mio. Euro.
Die Variante 2b mit
der Berücksichtigung der Siemens-Schnittstellen liegt laut
Kostenschätzung bei 2,96 Mio. Euro.
Die Variante 2c mit der Berücksichtigung beider Schnittstellen zu den vorhandenen Anlagen liegt bei 0,612 Mio. Euro.
Erneuerungen
dieser Art werden z. B. in Berlin umgesetzt.
Variante 3:
Modernisierung der bestehenden Verkehrsrechner
Hierbei werden
die beiden bestehenden Verkehrsrechner modernisiert und mit der geforderten
OCIT-O-Schnittstelle ausgestattet. Bei dieser Variante ist ein zusätzliches
Managementsystem erforderlich, um eine Verknüpfung der beiden Verkehrsrechner
zu einem Verkehrsingenieurarbeitsplatz zu gewährleisten. Auch bei dieser
Variante sind Probleme bei der Ersatzteilbeschaffung nicht auszuschließen. Die
Kosten hierfür liegen laut Gutachten bei ca. 3,1 Mio. Euro.
Empfehlung des
Gutachtens: Variante 1c
Aufgrund der
Bewertung (siehe Anlage 1) wird deutlich, dass die Varianten 2 und 3 keine
befriedigenden Ergebnisse liefern, während sich die Varianten 1 und 1a - 1c in
der Bewertung erheblich positiver darstellen und die Anforderungen
grundsätzlich erfüllen.
Der Ausschlag für
die Variante 1c ergibt sich letztlich durch die erheblich geringeren
Investitionskosten für den Anschluss der vorhandenen LSA an den neuen
Verkehrsrechner.
Die Variante 1c
beinhaltet somit:
- die Installation eines neuen Verkehrsrechners als Ersatz der beiden
vorhandenen Verkehrsrechner,
- die Beibehaltung der vorhandenen Schnittstellen zu den LSA zur
Vermeidung von hohen Investitionskosten für den LSA-Rechneranschluss,
- die geforderte OCIT-O-Schnittstelle, die gewährleistet, dass bei
kontinuierlich anfallenden Erneuerungen von LSA ein Wettbewerb unter den
einzelnen Signalbaufirmen erfolgen kann.
Kosten und
Finanzierung
Die geschätzten
Kosten der einzelnen Varianten sind in der folgenden Tabelle noch einmal
übersichtlich zusammengestellt:
Variante
1 |
3.573.000 Euro |
Variante
1a |
1.249.000 Euro |
Variante
1b |
2.908.000 Euro |
Variante 1c |
584.000 Euro |
Variante
2a |
1.285.000 Euro |
Variante
2b |
2.960.000 Euro |
Variante
2c |
612.000 Euro |
Variante
3 |
3.100.000 Euro |
Die Kosten für
die favorisierte Variante 1c belaufen sich nach einer Kostenschätzung auf
584.000 Euro. Diese Haushaltsmittel sind ab dem Jahr 2017 unter der
Finanzstelle „Aufrüstung Verkehrsrechner“ etatisiert. Da der neue
Verkehrsrechner mindestens den gleichen Standard wie die beiden zu ersetzenden
Rechner besitzen wird, bleibt die Zweckbindung aus der ursprünglichen Förderung
der Gesamtmaßnahme „Zentralrechner“ weiterhin bestehen. Eine erneute Förderung
ist aktuell nicht absehbar, da nach dem Entflechtungsgesetz (ehemalig: GVFG)
gemäß dem Landesministerium vorrangig Eisenbahnkreuzungsmaßnahmen und
Gemeinschaftsmaßnahmen mit dem Landesbetrieb Straßenbau gefördert werden.
Weitere
Vorgehensweise
Vorbehaltlich der
Beschlussfassung dieser Vorlage und der haushaltsrechtlichen Genehmigung ist
für 2017 die Ausschreibung für den Verkehrsrechner vorgesehen. Grundlage für
die Ausschreibung wird ein Pflichtenheft sein, in der die Anforderungen
beschrieben werden. Für 2018 ist die Umsetzung und Inbetriebnahme des
Verkehrsrechners geplant.
(Hinweis des
Fachbereichs Oberbürgermeister, Rat und Bezirke: Die unten genannte Anlage ist
im Ratsinformationssystem Session auch in farbiger und vergrößerter Darstellung
einzusehen.)
Schnellübersicht über die finanziellen bzw. bilanziellen Auswirkungen,
die beabsichtigte Bürgerbeteiligung und die Nachhaltigkeit der Vorlage
Ansprechpartner/in / Fachbereich / Telefon:
Herr Risse / 66 / 6640
(Kurzbeschreibung
der Maßnahme, Angaben zu § 82 GO NRW bzw. zur Einhaltung der für das
betreffende Jahr geltenden Haushaltsverfügung.)
A) Etatisiert unter
Finanzstelle(n) / Produkt(e)/ Produktgruppe(n):
(Etatisierung im laufenden
Haushalt und mittelfristiger Finanzplanung)
Maßnahme: 66001205021004 „Aufrüstung Verkehrsrechner“
2016: 20.000 €
2017: 350.000 €
2018: 250.000 €
B) Finanzielle
Auswirkungen im Jahr der Umsetzung und in den Folgejahren:
(z. B.
Anschaffungskosten/Herstellungskosten, Personalkosten, Abschreibungen, Zinsen,
Sachkosten)
Die Anlage wird ersetzt; es entstehen keine zusätzlichen Folgekosten.
C) Veränderungen in städtischer Bilanz bzw. Ergebnisrechnung /
Fertigung von Veränderungsmitteilungen:
(Veränderungsmitteilungen/Kontierungen
sind erforderlich, wenn Veränderungen im Vermögen und/oder
Bilanz/Ergebnispositionen eintreten/eingetreten sind oder Sonderposten gebildet
werden müssen.)
kontierungsverantwortliche Organisationseinheit(en) und Ansprechpartner/in:
D) Besonderheiten
(ggf. unter Hinweis auf die Begründung zur Vorlage):
(z. B.: Inanspruchnahme aus
Rückstellungen, Refinanzierung über Gebühren, unsichere Zuschusssituation,
Genehmigung der Aufsicht, Überschreitung der Haushaltsansätze, steuerliche
Auswirkungen, Anlagen im Bau, Auswirkungen auf den Gesamtabschluss.)
E) Beabsichtigte
Bürgerbeteiligung (vgl. Vorlage Nr. 2014/0111):
Weitergehende
Bürgerbeteiligung erforderlich |
Stufe
1 Information |
Stufe
2 Konsultation |
Stufe
3 Kooperation |
[nein] |
[ja] [nein] |
[ja] [nein] |
[ja] [nein] |
Beschreibung und Begründung des Verfahrens: (u.a.
Art, Zeitrahmen, Zielgruppe und Kosten des Bürgerbeteiligungsverfahrens) |
F) Nachhaltigkeit der Maßnahme im Sinne des
Klimaschutzes:
Klimaschutz betroffen |
Nachhaltigkeit |
kurz- bis mittelfristige
Nachhaltigkeit |
langfristige
Nachhaltigkeit |
[ja] |
[ja] |
[ja] [nein] |
[ja] |